Christin
Irland | Dublin
Meine Zeit als Au Pair in Irland
Ich kann es kaum glauben, dass ich nun schon seit sieben Monaten als Au Pair in Irland lebe… Es kommt mir vor, als wäre meine Ausreise erst letzte Woche gewesen. Meine Eltern, Großeltern und Zwillingsschwester kamen mit zum Flughafen und ich bin bei recht nassem Augustwetter ins Flugzeug gestiegen. Einige Stunden später wurde ich (auch im Regen, so wie es sich für Irland gehört…) von meinem Hostdad vom Dublin Airport abgeholt. Zuhause warteten schon die Kinder und meine Hostmum auf mich. Die Kinder waren natürlich mega aufgeregt – so wie ich. Sie haben mir sofort das Haus gezeigt und mich auf einen Hügel gebracht, von wo man einen super schönen Blick auf Dublin, das Meer, das Landesinnere und auch die Vororte hat. Am nächsten Tag durfte ich erstmal ausschlafen und habe auch direkt ein erstes neues Lieblingsessen gefunden: Brown Scones. Ehrlich, ich liebe Scones! Die Kinder und mein Gastvater haben mich auch sofort ins Rugby-Schauen eingeführt und nun gucke ich gerne mit ihnen zusammen.
Dann wurde es ernst für mich, meine erste Arbeitswoche begann. Ich passe tagsüber auf ein (bei meiner Ankunft) eineinhalb jähriges Mädchen auf. Ihre beiden Brüder (4 und 6 Jahre) gehen währenddessen in die Schule bzw. Vorschule. Naja, das war jedenfalls der Plan – denn dann kam Corona, weshalb meine Gasteltern von zuhause arbeiten und tagsüber auch im Haus sind. Die ersten Wochen waren deswegen extrem schwer für mich, da die Kleine sich erst an die neue Situation gewöhnen musste. Mittlerweile sind wir aber ein fast unzertrennliches Team. Wir gehen gerne auf den Spielplatz, trinken Tee mit den Puppen oder machen eine wilde Tanzparty. Alle Kinder lieben backen, weshalb wir auch öfter zusammen in der Küche ein kleines Chaos verursachen.
Abseits der Arbeit begann es auch richtig gut. Ich habe sofort deutschsprachige Au Pairs in meinem direkten Umfeld kennengelernt. Auch meine Gasteltern haben mir ein paar Kontakte vermittelt, denn einige Klassenkameraden meines Gastkindes haben ebenfalls ein Au Pair. Oft haben wir Ausflüge ins 20 Minuten entfernte Stadtzentrum von Dublin gemacht. Häufig sind wir am Wochenende auch wandern bzw. die Gegend erkunden gewesen, denn das Wetter war noch sehr lange sehr gut. Manchmal habe ich auch das Wochenende mit meiner Gastfamilie verbracht; generell bin ich immer eingeladen mitzukommen, wenn sie etwas unternehmen. Allgemein sind Iren sehr freundlich und offen gegenüber anderen Menschen und Kulturen. Die Nachbarn und einige Familienmitglieder habe ich schon kennengelernt und immer wurde ich sehr interessiert nach meiner Herkunft, Hobbys etc. gefragt. Überraschenderweise haben viele schon einmal in einem anderen Land gelebt und wissen daher wie es ist, als junger Mensch ins Ausland zu gehen und können auch von ihren Erfahrungen erzählen.
Nach ungefähr zwei Monaten kam der Lockdown und wir mussten uns sehr einschränken. Vor allem bedeutet das, dass ich leider noch nicht viel vom Land gesehen habe, da es nicht erlaubt ist den County zu verlassen. Das Positive ist jedoch, dass ich nun den Umkreis von fünf Kilometern kenne wie meine Westentasche… (man darf sich nur in einem Radius vom 5km bewegen). Deswegen treffe ich mich so oft wie möglich mit den Au Pairs aus meiner Nachbarschaft und wir gehen spazieren und gönnen uns eine Hot Chocolate und Schoko-Croissants (irgendwie muss man ja überleben, oder?!).
Glücklicherweise waren meine Gasteltern sehr verständnisvoll während den Schulschließungen und ich musste auch nicht plötzlich auf alle drei Kinder alleine aufpassen. Das wäre wohl auch kaum möglich, denn die Ansprüche in diesem Alter sind recht verschieden und gerade die beiden Jüngeren benötigen je 100% Aufmerksamkeit. Allgemein haben meine Gasteltern und ich ein sehr gutes Verhältnis und wenn immer ich mit ihnen über etwas reden möchte sind sie offen und hilfsbereit. Oft haben sie mir auch schon Tipps gegeben, zum Beispiel wo man den besten Kakao oder Kuchen bekommt (hehe).
In den letzten sieben Monaten hat es viele Höhen und auch Tiefen gegeben. Es war nicht immer einfach aber ich bin in jedem Fall über mich hinaus gewachsen, mein Englisch hat sich auch sehr verbessert, ich habe einfach nun eine komplett andere Sichtweise auf das Leben. Man lernt so unfassbar viel über sich selbst, die eigenen Werte und Ziele im Leben, Kindererziehung und die (in meinem Fall) irische Kultur und Traditionen. Ich freue mich unheimlich auf die restlichen Monate und weiß, dass ich diese genießen muss, denn die Zeit vergeht wie im Flug.