Corinna (Elderly Companion)
Neuseeland | Auckland
Das Leben als Elderly Companion in Neuseeland
Voller Aufregung stehe ich am Flughafen in Auckland. Gerade vor wenigen Minuten bin ich aus dem Flieger ausgestiegen, habe mein Gepäck geholt und bin durch die letzten Sicherheitskontrollen. Mir ist warm und ich schwitze. Vor wenigen Tagen habe ich das kalte Deutschland im Winter verlassen, um am anderen Ende der Welt plötzlich im Hochsommer zu stehen. Ich bin müde. Aber ich muss noch meinen Bus finden, um in das Hotel zu kommen. Alles ist so riesig und ich stehe ganz alleine am anderen Ende der Welt.
Das waren meine ersten Eindrücke als ich Ende Januar in Auckland angekommen bin um als Elderly Companion zu arbeiten. Es war sehr aufregend für mich in eine so große Stadt wie Auckland zu kommen. Mein Name ist Corinna und ich bin 20 Jahre alt. Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf in Bayern. Von München bin ich eine zweistündige Autofahrt entfernt (weshalb die ersten Eindrücke von Auckland überwältigend waren. Und Ende des Jahres habe ich mich dazu entschieden, als Elderly Companion nach Neuseeland zu kommen.
Vermutlich denkt ihr euch jetzt: „Phuu ja schön und gut aber komm doch mal zu eigentlichen Punkt“
Wenn ihr wisst, was ein Elderly Companion ist, dann könnt ihr diesen Absatz überspringen. Für die, die es (noch) nicht wissen hier eine kurze Zusammenfassung.
Im Grunde bist du nur das Pendant zu einem Au Pair. Der Unterschied ist lediglich, dass du dich nicht um Kinder kümmerst, sondern eben um ältere Menschen. Du leistest ihnen Gesellschaft, hilfst ihnen bei leichteren Hausarbeiten oder bereitest ihnen was zu essen zu.
Ich bin zu einem liebevollen älteren Paar Mitte 80 gekommen. Zu Léone und Philip.
Philip ist relativ fit auch wenn er leider über die Zeit sehr vergesslich wurde. Léone hingegen leidet an Parkinson und Demenz.
Bevor wir zu unseren Gastfamilien gekommen sind hatten wir erstmals zweitägige Orientierungstage, an denen wir andere Au Pairs kennenlernen konnten und einiges über Neuseeland gelernt haben. Die Orientierungstage wurden vom Partnerbüro in Neuseeland durchgeführt. Diese Agentur arbeitet eng mit Go4AuPair zusammen.
Durch die Orientierungstage konnten wir, wie vorher schon erwähnt, die ersten Kontakte zu anderen knüpfen, was sehr hilfreich ist und man fühlt sich nicht komplett alleine gelassen.
Nachdem die zwei Tage um waren ging es dann endlich in unsere Gastfamilien. Jeder von uns war aufgeregt. Wenn der Raum ganz still gewesen wäre hätte man vermutlich unser aller Herzen klopfen hören können.
Ich wurde von den Kindern meiner Gastgroßeltern abgeholt und liebevoll empfangen. Und dann ging es auch schon nach Remuera (ein Stadtteil von Auckland) wo meine neue Familie lebt.
Ich wurde von allen herzlich willkommen geheißen.
Am selben Abend habe ich noch die anderen Pflegerinnen kennengelernt, die mich bei meiner Arbeit unterstützen. Mein Arbeitstag startete für gewöhnlich gegen 8:30 Uhr. Ich bereitete Frühstück und die Medikamente vor und unterhielt mich mit Philip während eine der Pflegerinnen Léone duschte und anzog. Gegen Mittag bereitete ich was zu essen zu und danach spielte ich Memorie mit Léone oder wir gingen spazieren oder malten gemeinsam. Am Abend musste ich nur an zwei Tagen pro Woche kochen und meine Gastoma anschließend fürs Bett fertig machen. Zähneputzen, Windeln wechseln, Schlafanzug anziehen und dann ab ins Bett.
Unterm Tag hatte ich paar Stunden für mich selbst zur Verfügung in denen ich mich mit Freunden getroffen habe oder spazieren gegangen bin.
Und an den Wochenenden hatte ich frei.
Das war ein Typischer Arbeitstag bis Covid-19 plötzlich auch Neuseeland erreichte und wir innerhalb von wenigen Wochen in den totalen Lockdown gekommen sind.
Während dem Lockdown durften wir das Haus nur für kleinere Spaziergänge, Einkäufe und Doktorbesuche verlassen. Man durfte niemanden besuchen und man musste, wenn man das Haus mal verließ, immer zwei Meter Abstand zu seinen Mitmenschen halten.
Plötzliche änderte sich alles.
Am Morgen wurde ich Gott sei Dank immer noch von einer Pflegerin unterstützt, da sie als Systemrelevante Arbeiterin galt. Aber den restlichen Tag war ich alleine mit meinen Gastgroßeltern. Für knapp 8 Wochen waren wir in dem Apartment und durften niemanden sehen.
Wenn man eine so lange Zeit aufeinander sitzt, kann es auch schon mal zu kleineren Auseinandersetzungen kommen und ich will auch nicht sagen, dass es immer leicht war. Aber wir haben versucht das beste aus der Situation zu machen.
Dennoch will ich nicht leugnen, dass ich mehr als erleichtert war als wir endlich wieder zu unseren normalen Leben zurückkonnten. Und es hat mich auch sehr für meine Gastgroßeltern gefreut, als sie endlich wieder ihre Familie sehen konnten.
Leider hat mein liebes Pärchen über den Zeitraum des Lockdowns und auch in meinen letzten Arbeitswochen immer mehr abgebaut und die Arbeit wurde immer schwieriger.
Ende Juli hatte ich nun meinen letzten Arbeitstag bei meiner Gastfamilie und als Abschied habe ich ein großes Deutsches Familien-Dinner gekocht.
Es war schön, dass fast die ganze Familie Zeit hatte, um da zu sein.
Und als ich die Familie verlassen habe, sind einige Tränen geflossen.
Trotz Lockdown und manchen Schwierigkeiten, die wir hatten, war es eine wundervolle Zeit. Wir haben zusammen gelacht, haben uns viel geneckt und hatten wundervolle Gespräche über das Leben meiner Gastgroßeltern. Die ganze Familie ist mittlerweile so viel mehr als nur eine Gastfamilie. Sie sind Familie für mich geworden und das innerhalb von nur sechs Monaten.
Ich werde sie schrecklich vermissen.
Anmerkung von Corinna:
Aufgrund der Covid-Situation wurde mein Flug annulliert und ich kann das Land nicht verlassen. (Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir auch nicht die Mühe gemacht nach einem neuen Flug zu suchen.)
In wenigen Wochen wird für mich ein neues Abenteuer in Neuseeland beginnen und zwar dieses Mal als Au Pair für Kinder.
Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr mich gerne auf Instagram kontaktieren: @cocoslittletraveldiary